Castellón de la Plana im März 2023

Die diesjährige Spanienfahrt der Q2 führt uns nach Benicássim, ein kleines Städtchen am Rande der Stadt Castellón de la Plana, wo sich unsere Partnerschule IES Penyagolosa befindet. Die Fahrt fand im Rahmen eines Erasmus-Projekts statt und wurde von der Europäischen Union kofinanziert.

Die Unterbringung erfolgte in einem ehemaligen Kloster, heutzutage eine Jugendherberge, die über einen weitläufigen Garten verfügte und einen traumhaftem Meerblick bot. Die Zimmer und auch das Essen waren im Vergleich zu den üblichen Verhältnissen in deutschen Jugendherbergen wirklich zufriedenstellend. Doch dort verbrachten wir sowieso nicht viel Zeit, da wir ein sehr umfang- und abwechslungsreiches Programm auf unserer Tagesordnung hatten, das von Frau Somoza in Absprache mit unserer Partner-Schule in Castellón zusammengestellt worden war.

So war schon unser Ankunftstag ereignisreich und aufregend. Nachdem es am Frankfurter Flughafen wegen des Streiks im benachbarten NRW stundenlange Wartezeiten gab (einschließlich ein paar sogenannter Erwachsener, die sich in der ewig langen Schlange vordrängelten), kamen wir ein bisschen ins Schwitzen, ob wir unseren Flug noch bekommen würden. Aber letztlich hatten wir eine reibungslose Anreise. Viele von uns gingen erstmal an den Strand, der sich direkt gegenüber unserer Unterkunft befand, und genossen einfach nur den Moment am Meer. Am Abend war dann eine Busfahrt nach Castellón de la Plana angesagt, wo zufällig gerade der letzte Abend der wichtigsten Feier im Jahr seinen Lauf nahm. Die ‚‚Fiesta Magdalena” feiert neun Tage lang die Ursprünge der Stadt ‚‚Castellón de la Plana” mit einer Partykultur, die wohl einzigartig ist. Vor allem: ohrenbetäubender Lärm! Die Straßen voll Menschen, Livemusik und Böller, die von kleinen Kindern geworfen werden und ständig um einen herum explodieren! Nicht umsonst ist die Fiesta Magdalena 2010 zu einem Ereignis von internationalem touristischem Interesse erklärt worden. So haben wir an Paraden durch die Stadt teilgenommen, in Restaurants gegessen und unsere Ankunft in Spanien gefeiert. Unser Bus hatte dann zwei Stunden Verspätung (alles also genau wie zuhause mit der Deutschen Bahn). Als wir dann endlich wieder in der Jugendherberge waren, gingen alle zeitig zu Bett, da wir einen anstrengenden Tag hinter uns hatten.

Am nächsten Tag stand die Besichtigung zwei sehenswerter Städte auf dem Tagesplan: Morella und Peñíscola. Morella ist ein antikes Örtchen auf etwa 1.000 Metern über dem Meeresspiegel, das weiter im Inland liegt. Die vielen alten Gebäude mit engen Gassen, die Stadtmauer und die Lage auf einem Hügel geben dem Ort ein einzigartiges Flair. Dort bekamen wir eine Führung auf Spanisch und haben uns danach in Gruppen umgesehen und lokale Spezialitäten, wie zum Beispiel ‚‚Flaón”, eine Teigtasche mit Quark, Honig und Zimt, probiert. Danach ging es mit dem Bus weiter zum Küstenort Peñíscola. Das türkisfarbene Wasser und die strahlend weißen Gebäude der Altstadt lassen diesen Ort sehr orientalisch wirken. In der hiesigen Burg starb einst der Papst ‚‚Papa Luna”. Dort wurden auch Szenen der Serie ‚‚Game Of Thrones” gedreht. Nach Vorträgen über diese Kulisse, die wir vorher im Unterricht vorbereitet hatten, einigen Gruppenbildern und dem Mittagessen in Peñíscola ging es dann gegen Nachmittag wieder zur Jugendherberge.

Am Montag war dann wieder Schule, bloß auf Spanisch. Nach dem Frühstück setzten wir uns also wieder in den Bus, um zum ‚‚IES Penyagolosa” zu fahren, was wohl mit einer deutschen Gesamtschule (einschließlich Oberstufe) zu vergleichen ist. Der Anblick war jedoch sehr befremdlich, da die Schule ein Gittertor als Eingang und Eisenstäbe an den Fenstern hatte, was dem Ganzen einen gewissen Gefängnis-Charme verpasste. Dort teilten wir uns in Gruppen auf, um in verschiedenen Unterrichtsfächern zu hospitieren. Die Optionen waren Sport, Englisch und ‚‚Lengua y Literatura” (Sprache und Literatur, also das spanische Äquivalent zu unserem Deutschunterricht). Bei Letzterem haben sogar manche von uns Sprechrollen in der Lektüre, die gerade gelesen wurde, bekommen – was unter den Spaniern für großes Gelächter sorgte. Nach dem Unterricht machten wir dann einen Theater-Workshop gemeinsam mit spanischen Schülern, der von Herrn d’Idler und Frau Engesser geleitet wurde. So kamen wir mehr in Kontakt mit den Spaniern und hatten auch die Gelegenheit, unser Spanisch auf die Probe zu stellen. Dies war auch notwendig, da die Verständigung auf Englisch mit den Spaniern nicht sehr gut funktionierte. In dem Theater-Workshop fertigten wir kurze Szenen aus dem Schulalltag an und stellten diese dann vor. Nach dem Mittagessen war dann das Thema Migration der nächste Punkt auf der Tagesordnung. Organisiert von einer spanischen NGO aus Castellón arbeiteten wir in einem Planspiel ein Szenario aus, in dem Personen aus ihren Heimatländern aus verschiedenen Gründen fliehen mussten und versuchten, in die EU zu kommen. Hierbei spielten fünf Schüler jeweils einen Migranten/eine Migrantin und der Rest war auf Gruppen der unterschiedlichen Instanzen des Migrationsprozesses aufgeteilt, zum Beispiel die Justiz oder auch die Polizei. Laut Spielregeln war es nur für eine Person möglich, aufgenommen zu werden, was die Entscheidung für die Gruppen umso schwerer machte. Danach ging es wieder mit dem Bus zur Jugendherberge, wo wir den Abend am Strand verbrachten.

Am nächsten Tag trafen wir uns wieder an der Schule, wo wir für eine Stadtrallye durch Castellón de la Plana in Gruppen eingeteilt wurden. So wurden immer drei Schüler aus Wald-Michelbach mit jeweils ein paar Schülern aus Castellón, aus Volos in Griechenland sowie aus Nürnberg zusammen losgeschickt, um die Rallye zu absolvieren. Dies klappte ganz gut mit den Spaniern – Probleme gab es nur mit den bayerischen Schülern, von denen manche keine Lust hatten, die Rallye-Aufgaben zu erledigen… Nichtsdestotrotz konnten wir einen guten Eindruck der Stadt und ihrer Sehenswürdigkeiten bekommen. Doch auch von der näheren Umgebung unserer Jugendherberge in Benicássim bekamen wir später am Tag ein besseres Bild. Eine Fahrradtour entlang der Küste brachte uns die schöne Natur dort näher, doch es gab ein paar kleinere Zwischenfälle: platte Reifen etwa oder ein übersehenes Verkehrsschild, das das Fahrradfahren auf der Strandpromenade eigentlich verbot… Aber trotz allem war die Tour ein sehr schönes Erlebnis.

Am fünften Tag unserer Reise war dann die Besichtigung der historischen Stadt Valencia, „das neue Barcelona“,  dran. Dort besuchten wir einige Sehenswürdigkeiten und hörten weiteren Vorträgen unserer Mitschüler zur Stadt zu, die in der Woche davor von uns daheim vorbereitet worden waren. In der Kathedrale von Valencia haben wir dann noch ein paar coole Sachen, wie zum Beispiel den Heiligen Gral oder als Reliquien verehrte Körperteile von Heiligen gesehen (ein abgehackter Arm). Ein weiteres Muss in Valencia ist die berühmte Markthalle, die mit ihrer schönen Architektur und den vielen verschiedenen Händlern überzeugt. Dort haben wir uns dann ein bisschen Verpflegung in Form von frischem Obst oder Gemüse geholt und sind danach in einzelnen Gruppen durch die Stadt gelaufen. So haben einige von uns Paella gegessen, die laut der Valencianer nur in Valencia richtig gemacht wird. Alles andere nennen sie nur ‚‚Arroz con cosas” (Reis mit Sachen). Mit ihrer Sprache sehen es die Valencianer ähnlich wie mit der Paella: Eigentlich spricht man in Valencia (neben Spanisch) Katalonisch, wie es entlang der spanischen Mittelmeerküste üblich ist, doch sie selbst nennen es ‚‚Valencianisch”, da sie es für eine eigene Sprache halten. Die Stadt ist auch dafür bekannt, der Geburtsort des typisch spanischen Getränks ‚‚Horchata” zu sein, das aus dem Saft der Erdmandel hergestellt wird. Mit dem Bus fuhren wir dann weiter in einen sehr futuristisch wirkenden Teil der Stadt, die ‚‚Ciudad de las Artes y las Ciencias” (Die Stadt der Künste und Wissenschaften). Dort verbrachten wir eine halbe Stunde und fuhren auf dem türkisen Wasser Boot oder bestaunten einfach nur die surreale Architektur. Überrascht waren wir auch, als wir erfuhren, dass dort gerade Szenen für eine Star-Wars-Serie gedreht werden, wovon wir leider nur die Einzäunungen sehen konnten. Am Abend versuchten dann unsere Lehrer, ein Paella-Essen zu organisieren, was gar nicht so einfach war, denn eine Paella abends zu machen, ist in Valencia ein Tabu. Doch irgendwann gelang es dann, die Küche in der Jugendherberge zu überreden, eine Paella zu kochen, was sich sehr gelohnt hat.

Der nächste Tag versprach wieder ein interaktives Programm zwischen Spaniern und Deutschen. Wir besuchten die Universität von Castellón, wo wir mit spanischen Studenten zusammenarbeiteten, die seit kurzem Deutsch lernten. So war die Kommunikation um einiges leichter, da wir sowohl auf Spanisch als auch auf Deutsch reden konnten. Wir stellten einander Fragen, abwechselnd auf Deutsch und auf Spanisch, und tauschten anschließend auch Nummern und Instagram-Accounts aus. Nach der Uni-Besichtigung hatten wir den Rest des sonnigen Tages Freizeit, die die meisten am Strand verbrachten.

An unserem vorletzten Morgen in Benicássim reflektierten wir über die Reise und sprachen über unsere persönlichen Bereicherungen, die wir mit nach Hause nehmen würden. Danach ging es ein letztes Mal an die Schule IES Penyagolosa, um einen Workshop (‚‚Taller”) zum Thema der sozialen Gerechtigkeit zu machen, wozu wir Illustrationen oder auch satirische Gedichte anfertigten. Dann versammelten sich alle auf dem Schulhof, wo wir gemeinsam mit den spanischen Schülern und Lehrern traditionelle Tänze ausprobierten, was sehr viel Spaß gemacht hat. Nach einer kurzen Mittagspause in der Jugendherberge ging es dann zum Sportplatz von Benicássim, wo wir die spanische Sportart ‚‚Pádel”, eine Mischung aus Tennis und Squash, kennenlernten. Nach zwei Stunden und einigen Partien gingen wir dann wieder zurück, um den letzten Abend ausklingen zu lassen. Am Strand wurde getanzt und gefeiert, wobei wir auch die erlernten Tänze vom Mittag ausprobierten, was ein toller Abschluss unserer ereignisreichen Woche war.

Der letzte Morgen hatte den schönsten Sonnenaufgang der gesamten letzten sieben Tage zu bieten, und nach einem spanischen Frühstück (Toast mit Olivenöl, passierten Tomaten und Salz) traten wir die Heimreise an, womit eine einzigartige Woche zu Ende ging.

Dieser Bericht über die Spanienfahrt wurde von Moritz Eigenbrod aus Jahrgangsstufe 12 verfasst.

Weitere Impressionen des spannenden Aufenthalts:

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